Kirchenmusik und Corona

Gedanken von Bezirkskantor Martin W. Hagner

Von Zeit zu Zeit glaubt der Mensch gerne, dass ihm »alle Dinge möglich« sind und er sich »die Erde untertan« machen kann; das geht dann so lange, bis etwas eintritt, was eigentlich nicht vorgesehen war und dem Menschen damit »alle seine Pläne zunichte« macht. Seit Anfang des Jahres erleben wir das mit den Einschränkungen, die einen katastrophalen Ausbruch der Coronakrankheit verhindern sollen.

Diese Einschränkungen betreffen auch die Praxis der Kirchenmusik: das von früher her gewohnte Proben in größeren Ensembles, seien es Sänger oder Instrumentalisten, ist nicht mehr möglich, die Aufführung in Gottesdiensten und Konzerten unterliegt strengen Beschränkungen, so daß ein großer Teil von Kirchenmusik nicht mehr aufführbar ist.

Das betrifft vor allem Werke, die eine größere Besetzung verlangen, also beispielsweise Kantaten, Messen, Musicals und Oratorien. Das sind ausgerechnet die Formate, die für viele Musikausübende in den Chören und Instrumentalensembles auf der Wunschliste ganz oben stehen. Für freischaffende Musiker, die von den Engagements bei solchen Aufführungen leben, Sängersolisten und Instrumentalisten, ist dies eine ganz harte Zeit, denn die Einschränkungen kommen den Auswirkungen eines Berufsverbots sehr nahe, für viele steht die berufliche Existenz auf dem Spiel.

Auch das Singen im Gottesdienst war der Gemeinde bis Anfang des Sommers gänzlich untersagt, und Bläser dürfen sich im Gottesdienst nach wie vor nicht hören lassen. Mittlerweile darf die Gemeinde wieder singen, allerdings nur mit Maske, was wiederum etlichen sehr befremdlich ist, und deswegen lassen sie’s. Was eigentlich schade ist, denn abgesehen davon, dass es ungewohnt ist, ist es aber durchaus möglich, es klingt vielleicht ein bisschen lustig, aber OK …

Wie geht's nun weiter?

Es kann sein, dass uns vielleicht nächstes Jahr ein Impfstoff zur Verfügung steht, und dann werden nach und nach die Beschränkungen wieder aufgehoben. Es kann aber auch sein, daß wir uns auf Jahre in dieser Situation einrichten müssen. Wie sich dadurch unsere Gesellschaft verändert, wird sich zeigen müssen. Zum Teil lässt sich ja jetzt schon beobachten, dass die Solidarität der Menschen im näheren Umfeld zunimmt. Mir allerdings fehlt z.B. der verbindliche Händedruck bei Begrüßung und Abschied. Es kann aber auch sein, dass es bei uns zum großen Ausbruch kommt mit den entsprechenden Folgen. Davor möge uns Gott bewahren.

In der Geschichte der Kirchenmusik gab es schon einmal eine Zeit, in der in unserem Land die Musik fast zum Erliegen kam, es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648. Auch wenn schon viele Generationen seither gekommen und gegangen sind, blieb manches davon im kollektiven Gedächtnis haften. Besonders uns Kirchenmusikern ist diese Zeit keine fremde Zeit, da wir vielfach mit der Musik Heinrich Schützens und seinen Zeitgenossen umgehen, die durch diesen Krieg besonders betroffen waren. Waren vorher musikalische Aufführungen in unterschiedlichsten Besetzungen bis hin zu Kombinationen von drei und vier Chören mit Solisten und Instrumentalisten möglich, so schrumpfte die Musik vielerorts bis zum Nullpunkt, selbst ehemals bedeutende Stellen an großen Kirchen konnten nur noch notdürftig und unregelmäßig musizieren.

Die damaligen Musiker schrieben nun Musik für geringe Besetzung, manchmal sogar nur für zwei Musiker. Dennoch wurde die Musik dadurch nicht billig, sondern ihr wuchsen neue Ausdrucksmöglichkeiten hinzu. Auch im Gemeindegesang entstand neues, die Betrachtung des Einzelschicksals rückte in den Vordergrund, in der Hymnologie (Liederkunde) nennt man das den Wechsel vom Wir-Lied zum Ich-Lied, und der Pfarrer Paul Gerhardt wurde durch seine persönlichen bekenntnishaften Liederdichtungen zu einem der bedeutendsten Dichter deutscher Sprache, dessen Texte wohl eine zeitlose Gültigkeit besitzen und auch heute (gerade heute?) noch gern gesungen werden.

Was bedeutet das jetzt für die Kirchenmusik?

Die musikalische Situation damals kann uns Heutigen gewissermaßen einen Trost bieten, nämlich den, dass es auch in bedrängten Zeiten (und damals traf es die Menschen in Deutschland ungleich härter als uns heute) Möglichkeiten gibt, den Kopf über Wasser zu halten. Wir müssen uns genau wie damals bis auf weiteres auf kleinere Formate beschränken bis hin zu solistisch besetzten Aufführungen, diese aber so gut es geht in regelmäßigen Abständen anbieten.

Die Gemeinde muss im Rahmen der Möglichkeiten ermuntert werden, sich im Gottesdienst singend zu beteiligen; Gemeindelieder nur auf der Orgel zu spielen ist auf Dauer nicht ausreichend. Allerdings kann gerade die Orgel, die den Beschränkungen ja nicht unterworfen ist, durch das reichhaltige Repertoire solistisch eingesetzt werden.

Zur Unterstützung des Gemeindegesangs sind die Chöre und Singteams hervorragend geeignet und können sich hier verstärkt einbringen. Auch die Posaunenchöre und andere Bläserensembles wie z.B. Flötenkreise können Gottesdienst wieder musikalisch mitgestalten und die singende Gemeinde unterstützen; natürlich alles unter Beachtung der jeweiligen Abstandsregeln. Regelmäßige (aber anlassbezogene) Probenarbeit kann – ich wiederhole mich – unter den entsprechenden Regeln wieder stattfinden.

Welche Veranstaltungen gibt es im Altbezirk Calw?

Hier in Calw finden seit Montag 14. September wieder Proben aller Ensembles zu den üblichen Zeiten statt (Mo 20 Uhr Kirchenchor, Di 20 Uhr Kantorei, Do 20 Uhr Orchester), die Proben finden jedoch im größten (übrigens auch im schönsten) uns zur Verfügung stehenden Raum statt, nämlich der Stadtkirche.

Die Aufführung von Joseph Haydns »Schöpfung« am 25. Oktober ist leider nicht möglich, aber es kommen an diesem Tag kleiner besetzte Werke von Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy und Wolfgang Amadeus Mozart ins Programm. Und hin und wieder produzieren wir kleine Aufnahmen einzelner Stücke bis hin zu ganzen Gottesdiensten fürs Internet. Das ist eine durch und durch neue und sehr interessante Erfahrung, die zwar sehr arbeitsintensiv ist, aber viel Freude macht.

Ich wünsche uns allen, dass das Zusammengehörigkeitsgefühl bleibt und sogar noch wächst und dass wir bald das Licht am Ende des Tunnels sehen und wieder uneingeschränkt musizieren dürfen zur höheren Ehre Gottes.

Martin W. Hagner, Bezirkskantorat Calw

Welche Veranstaltungen gibt es im Altbezirk Nagold?

Auch in Nagold finden seit Ende Juni alle Proben wieder statt – nach strengen Hygieneschutzkonzepten und vorheriger Anmeldung! Kantorei und Posaunenchor proben in der Stadtkirche, der Kinderchor im Zellerstift.

Da keine großen Chorkonzerte möglich sind, singen alle Chöre in kleinen Formationen in den Gottesdiensten. So wird es am 11. Oktober um 9.30 Uhr einen Gottesdienst zum 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven mit Chormusik geben.

Am 1. Oktober begrüßen wir unsere kirchenmusikalische Praktikantin Patricia Kramer, die ihr Praxisjahr bei uns verbringen und uns in vielen Bereichen maßgeblich unterstützen wird.

Am 10. Oktober um 20 Uhr wird der italienische Organist Gabriele Marinoni seine an der Nagolder Stadtkirchenorgel aufgenommene CD mit Werken über den Namen BACH präsentieren.

Alle Infos gibt es auf der Homepage www.nagold-evangelisch.de/kirchenmusik, bei KMD Eva-Magdalena und Peter Ammer unter 07452 817091 oder per Mail: Bezirkskantorat.Nagolddontospamme@gowaway.elk-wue.de.

KMD Eva-Magdalena und Peter Ammer, Bezirkskantorat Nagold

Bezirkskantorat Nagold

Zuständig für die Kirchenmusik im Kirchenbezirk sind Eva-Magdalena und Peter Ammer. Ihr Arbeitsfeld umfasst:

Im Bezirk:

1.     Orgelberatungen und -sanierungen (Ebershardt, Wart, Bösingen, Beihingen, Sulz, Walddorf, Wörnersberg, Simmersfeld, Wenden, Haiterbach, Schietingen, Nagold) in Zusammenarbeit mit den KGR, dem Orgelsachverständigen der Landeskirche und den Orgelbauern

2.     Frauenkreise (Sulz, Simmerfeld, Egenhausen, Beihingen, Spielberg, Schietingen)

3.     Kinderkirch- und Erzieherinnen-Fobi (Nagold, Sulz, Simmersfeld)

4.     Konzerte im Bezirk (Gültlingen, Effringen, Simmersfeld, Grömbach, Schietingen, Wart, Mindersbach)

5.     Erstellung und Aktualisierung des KiMu-Fragebogens der KGden, um einen Überblick über unsere „Schutzbefohlenen“ und die Situation zu bekommen

6.     Ehrungen von Chören, Chorleitern und Organisten in den Bezirksgemeinden

7.     C-Kurs, Orgelunterricht, D-Kurs-Prüfungen, Supervision der C-Schüler, Chorbesuche, Chorleitungs-Crashkurs

8.     Chorleitersuche und –vermittlung

9.     Pop-Projekte, Bachkantate zum Mitsingen

10.   Organistenbesprechungen Ebhausen (Visitation), Wart

11.   Orgelführungen für Konfirmanden (Bösingen, Beihingen, Nagold)

12.   Orgelrenovierung (Pfeifenbergung, Entwicklung eines Konzepts mit Orgelsach­verständigem und Orgelbauer, ausführliche Kosten-Synopse erstellt, Gremien überzeugt, intensive Zusammenarbeit mit den Orgelbauern, Orgelpatenschaften, Erstellung der Orgelfestschrift, Orgelführungen, Weiterentwicklung der Software mit dem Hersteller, Organisation der Orgelkonzertreihe, Möglichkeit zum Filmen der Konzerte geschaffen, Sponsorenbesuche)

13.   LGS (23 Dienstagskonzerte, Programm-AK, Landeskinderkirchtag, Landesmusik­festival, CJD-Jubiläum, eigene Kooperationskonzerte, Bläsertag, GDs auf der Hauptbühne und in der Wachsenden Kirche, rotes Telefon, etc.)

14.   Intensive Zusammenarbeit mit den Bläsern auf Bezirks- und Gemeindeebene (Musikalische Leitung beim LGS-Bläsertag, Kapf, Teilnahme an den Bläserchorleiter-Besprechungen, Offene Singen mit dem Bezirksbläserchor, Synoden-Bläserchor)

15.   Jährlicher Bezirkskonvent für Kirchenmusik mit Fortbildungen (Sing- und Musikteamfortbildung, „Üben“)

16.   Gremien (wöchentl. Dienstbesprechung, KBA, Orgelprojektausschuss, KGRs, Engerer Rat, Erwachsenenbildung, KThA, Pfarrerdienstbesprechung, Synode, Gemeindebrief-Ausschuss, Vesperkirchen-Ausschuss, je 2x/Jahr Besprechungen der Verantwortlichen von Kirchengemeinde, Gesamtkirchengemeinde und Kirchenbezirkseinrichtungen)

17.   Wahlvorstands-Vorsitzender der Bezirks-MAV-Wahl 2012

18.   Verwaltung, Verwaltung, Verwaltung! Klärung von Arbeitsrechtsfragen mit der Kirchlichen Verwaltungsstelle Calw

 

In der Kirchengemeinde:

  1. Chöre (Kantorei, Jugendkantorei, 2 Kinderchöre)
  2. Gottesdienste, Distrikts-Veranstaltungen, Kasualien
  3. Konzerte / Jahresprogramm organisieren
  4. Homepage / Jahresprogramm aktualisieren und gestalten, Pressearbeit
  5. Komplette Sortierung und Inventarisierung des gesamten Notenarchivs
  6. Großprojekte (WO für Kinder, Themenwoche Trauer/Hoffnung)

 

Sonstige Aktivitäten, die unserer Arbeit zugute kommen:

  • 1x/Woche Sprachförderprogramm im Kindergarten Hohe Straße
  • Präsident des Verbands Evangelische Kirchenmusik in Württemberg;
    dadurch Kooperationen (Fortbildung Erzieherinnen, Kinderchorfreizeit, Orgel­fahrt) sowie vielerlei Beziehungen als Mitglied im Kuratorium im Amt für Kirchenmusik, Fachausschuss musikplus im EJW, Landesmusikrat, Kuratorium der Landesakademie Ochsenhausen, und somit Kontakt zu anderen Landes­verbänden der EKD, der LaKiMAV, den Musikhochschulen, u.v.m.
  • Leitung der Familiensingfreizeit des Verbands Evang. Kirchenmusik (beide)
  • Stimmbildungsseminare landesweit für andere Kirchenmusiker, Erzieherinnen, Kinderkirchmitarbeiterinnen, Pfarrer
  • Enger Kontakt zum Kulturamt, zum Stadtmusikdirektor, zum OHG, zur Stadtkapelle, sowie ständige Aushilfe im Nagolder Kammerorchester
  • Singen und Musizieren in professionellen Ensembles
  • Als Mitglied im Beirat des Förderkreises der Hochschule für Kirchenmusik regelmäßige Kontakte zu Dozenten und Studierenden
  • Prüfungsmitglied bei den 2. Theol. Dienstprüfungen der Pfarrer

Bezirkskantorat Nagold
KMD Eva-Magdalena Ammer

KMD Peter Ammer
Hohe Straße 9
72202 Nagold
Fon: (0 74 52) 81 70 91
Fax: 032222480308
Peter@Ammer-Nagold.de

Kantorei Nagold

Die Evangelische Kantorei Nagold ist ein Chor mit ca. 80 Sängerinnen und Sängern aus Nagold und Umgebung. Das Repertoire reicht vom Mittelalter bis zur Gegenwart und umfasst geistliche und weltliche Musik verschiedenster Art.

Jährlich treten die Sängerinnen und Sänger mit mehreren Konzerten in der Öffentlichkeit auf, führen zu Beginn der Sommerferien eine drei- bis viertägige Chorreise durch und gestalten einige Gottesdienste musikalisch mit.

 

Aufgeführte Werke der letzten Jahre

  • Gabriel Farué: Requiem
  • Johann Sebastian Bach: Magnificat D-Dur, Matthäuspassion, Messe h-moll, Johannespassion, Oster-, Himmelfahrts- und Weihnachtsoratorium
  • Leonard Bernstein: Chichester Psalm
  • Johannes Brahms: Ein Deutsches Requiem
  • Georg Friedrich Händel: Der Messias
  • Felix Mendelssohn: Elias
  • Claudio Monteverdi: Marienvesper
  • Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem d-moll
  • John Rutter: Gloria
  • Heinrich Schütz: Johannespassion, Matthäuspassion, Weihnachtshistorie
  • Franz Schubert: Messe Es-Dur, Missa solemnis As-Dur

Der Chor freut sich über alle, die Freude am Singen haben, Männerstimmen sind besonders gefragt. Die nächsten Auftritte und weitere Veranstaltungen gibt es auf der Homepage der Kantorei: www.kantorei-nagold.de
Probe ist (außer in den Ferien) jeden Mittwoch um 20 Uhr im Gemeindehaus Zellerstift in Nagold.

Bezirkskantorat Nagold
KMD Eva-Magdalena Ammer

KMD Peter Ammer
Hohe Straße 9
72202 Nagold
Fon: (0 74 52) 81 70 91
Fax: 032222480308
Peter@Ammer-Nagold.de

Weitere Infos:Kantorei Nagold

Förderkreis Nagolder Kirchenmusik

Im Januar 2004 bildete sich der Förderkreis Nagolder Kirchenmusik mit dem Ziel, Intensität und Qualität der Kirchenmusik in Nagold durch ideelle und auch finanzielle Unterstützung zu erhalten.

Werden Sie Mitglied im Förderkreis Nagolder Kirchenmusik und unterstützen Sie nachhaltig den Bestand des vielfältigen kirchenmusikalischen Schaffens und Erlebens in Nagold und Umgebung!

Kontakt & Informationen:

Vorsitzende: Karola Raaf, Marktstr. 33, 72202 Nagold;  Tel.: 07452 5490