Texte des Glaubens

Was einen wirklich angeht, darüber kommt man ins Reden. Das ist mit dem Glauben oft nicht anders. Schon in früheren Zeiten haben Menschen angefangen von Gott zu erzählen, weil sie ihre Glaubenserfahrungen nicht für sich behalten konnten.

Und weil ihre Geschichten aufgeschrieben wurden, haben wir sie heute schriftlich vorliegen. Einerseits hat so der Glaube Texte geschaffen, andererseits haben solche Texte ihren Lesern und Hörern dann wieder zum Glauben verholfen.

In der Geschichte des Volkes Israel und der christlichen Kirche sind Texte entstanden, die in einzigartiger Weise vom Glauben an Gott sprechen. Und durch diese Texte haben Menschen über Generationen hinweg Sinn und Lebensmut im christlichen Glauben gefunden. Das gilt in besonderer Weise für die Heilige Schrift, die Bibel: Ob es Gebete oder Gebote, Lieder oder Geschichten sind – mit ihnen haben Menschen ihren Glauben mal mehr vertrauensvoll, mal fast verzweifelnd gelebt. Sie haben Gott ihre Freude und ihre Trauer gegeben, ihr Lachen und ihre Tränen.

Doch neben diesen fest formulierten Bekenntnissen gehört zum christlichen Leben auch, den Glaube im Alltag zu bekennen: im Handeln, im Beten und im Verhältnis zu seinem Gegenüber. Deshalb gehört zum Christ Sein neben dem Bekenntnis mit Worten auch das Bekenntnis mit Taten. Darüber berichten auch die vielen Zeugnisse in der Bibel, davon singen die Lieder im Evangelischen Gesangbuch. Ob die »Zehn Gebote« oder Gebet aus der Bibel und im Leben entstanden, vorformulierte Texte sind immer eine Hilfe, selbst Worte zu finden.

Gebete: mit Gott reden

Gemeinsam und allein beten – Als Reden des Herzens mit Gott beschrieb der württembergische Reformator Johannes Brenz das Gebet. Gebete gibt es in vorformulierten Worten oder in freier Rede.

»So sollt ihr beten«, hat Jesus seine Zuhörer in der Bergpredigt aufgefordert und dann das Vaterunser vorgestellt. Mit diesem Gebet, das die weltweite Christenheit miteinander verbindet, hat Jesus gezeigt, wie Christen Gott anreden können: Vertrauend, liebend, zärtlich.

Wer betet, öffnet sich Gott

Beim Beten kommt es nicht darauf an, ob Christen mit vorformulierten Gebeten oder mit freien Gedanken und Worten – unausgesprochenen oder ausgesprochenen – Gott anreden.

Bekannte vorformulierte Gebete sind etwa Luthers Morgen- und Abendsegen, der von vielen Christen heute noch tagtäglich gebetet wird, vorformulierte Gebete sind auch die Kinderreime, an die sich vielleicht die eine oder der andere noch erinnert. Aber auch ohne diese Gebete, können alle Menschen Gott direkt ansprechen.
Wer mit einem anderen Menschen redet, öffnet sich diesem, wer mit Gott redet, öffnet sich Gott. Und wer betet, erweist Gott Ehre, denn Gott will, dass Menschen mit ihm reden. Dabei kann Gott alles gesagt werden, was Menschen auf dem Herzen brennt: Ihn loben und ihm danken, zu ihm klagen und von ihm bitten. Und wenn Menschen Wünsche äußern, so können sie sich mit dem Theologen Dietrich Bonhoeffer sicher sein: »Gott erfüllt nicht alle Wünsche, aber alle seine Verheißungen.«

Gebete müssen nicht immer sauber ausformuliert sein. Schweigen und Nachdenken kann zum Gebet werden. In solchen Momenten kann und wird die Seele Atem schöpfen.

Viele Christen haben im Tagesablauf feste Zeiten für das Gebet. Zeiten der Stille helfen, den Tag zu strukturieren und in aller Hektik ruhig zu werden. In vielen Familien wird bei den Mahlzeiten gebetet. Damit drückt sich auch aus, dass Menschen das, was sie essen, nicht allein menschlicher Hand verdanken.

Bekenntnisse der evangelischen Kirche

Christen bekennen ihren Glauben vor Gott und vor der Welt. Viele Bekenntnisse einen die unterschiedlichen Konfessionen, andere weisen die Unterschiede auf.

Neben den Bekenntnissen aus der Zeit der Alten Kirche und der Reformation haben auch Glaubenszeugnisse aus dem 20. Jahrhundert bleibende Bedeutung erlangt.

Zwei grundlegende Dokumente der Christenheit fassen die zentrale biblische Verkündigung in einigen Kernsätzen zusammen: das Apostolische Glaubensbekenntnis, das aus der altkirchlichen Taufpraxis hervorgegangen ist, und das Nizänische Glaubensbekenntnis, das im Geist der Ökumenischen Konzile von Nizäa im Jahr 325 und Konstantinopel im Jahr 381 den Dreieinigen Gott und die Erlösungstat Christi näher umschreibt. Beide Glaubensbekenntnisse dienen konfessionell und ökumenisch als gottesdienstlicher Lobpreis Gottes und als theologisch verbindliche Lehraussage.

Christus spricht: Wer mich bekennt vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater. (Matthäus 10,32)

Die evangelischen Bekenntnisse der Reformationszeit verdanken sich unterschiedlichen Anlässen.

Als Anleitung zur Auslegung der Heiligen Schrift und Einübung im Glauben schrieb Martin Luther 1529 den Großen Katechismus für Theologen und Gemeindepfarrer und den Kleinen Katechismus für die breitere Öffentlichkeit, für Schule und Haus. Dieser Kleine Katechismus trägt durch seine praxisorientierte Konkretheit und seinen rhythmischen Sprachfluss bis heute zur Einprägsamkeit der Glaubensinhalte bei.

Zur Lösung der drängenden Religionsfragen und öffentlichen Anerkennung der lutherischen Reformation verfasste Philipp Melanchthon das Augsburger Bekenntnis, das am 25. Juni 1530 in Augsburg vor dem regierenden Kaiser Karl V. und dem versammelten Reichstag lateinisch und deutsch verlesen und von einer Gruppe evangelischer Fürsten und Reichsstädte unterzeichnet wurde. Für viele Landeskirchen ist es zur Bekenntnisgrundlage geworden.

Als Glaubenszeugnisse aus dem 20. Jahrhundert haben die Theologische Erklärung von Barmen und die Stuttgarter Schulderklärung bleibende Bedeutung erlangt.

Es ist zwar zu sagen, dass sich die württembergische Landeskirche nie auf bestimmte Bekenntnistexte festgelegt hat. Aber ein Blick in das Gesangbuch (S. 1483ff.) macht doch deutlich, dass man sich normativ verbunden weiß den beiden altkirchlichen Bekenntnissen, den entscheidenden Texten der lutherischen Reformation wie auch der Theologischen Erklärung von Barmen und der Stuttgarter Schulderklärung.

Richtschnur fürs Leben: Die zehn Gebote

Auf zwei Tafeln, erzählt die Bibel, hat Gott Moses die zehn Gebote gegeben. Sie sind Richtschnur für menschliches Handeln gegenüber Gott und den Menschen.

Durch die Wüste war das Volk Israel unterwegs, als Moses am Berg Sinai die beiden Tafeln erhielt. Das Ziel der Zehn Gebote ist nicht die die Unterdrückung menschlicher Selbstständigkeit, sondern umgekehrt die bleibende Sicherung grundlegender Freiheit. Wer sie liest oder hört, wird freilich zunächst mit ihrer Grenzen setzenden Wirkung konfrontiert. Aber wer sich auf sie einlässt, kann die Erfahrung machen, dass sie das Leben weiter und nicht enger machen. Die zehn Gebote gehören zu den ältesten Gesetzessammlungen der Welt und haben direkt und indirekt in vielen gesellschaftlichen Regeln Spuren hinterlassen.


In notwendigen Dingen: die Einheit. In fraglichen Dingen: die Freiheit. In allem: die Liebe. (Rupertus Meldenius (Peter Meiderlin), 1582-1651)

Bei der Zählung der Gebote gibt es im Judentum und in den christlichen Kirchen unterschiedliche Traditionen. Die hier wiedergegebene Fassung folgt der lutherischen und römisch-katholischen Zählweise. Eine andere ergibt sich dort, wo das Bilderverbot – »Du sollst dir kein Bildnis machen« – gesondert als zweites Gebot geführt wird.


Das erste Gebot: 
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

Das zweite Gebot
: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.


Das dritte Gebot
: Du sollst den Feiertag heiligen.



Das vierte Gebot: 
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.



Das fünfte Gebot
: Du sollst nicht töten.

Das sechste Gebot: 
Du sollst nicht ehebrechen.

Das siebte Gebot: 
Du sollst nicht stehlen.

Das achte Gebot
: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

Das neunte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

Das zehnte Gebot: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Segen: Zuspruch des Beistandes Gottes

Segen ist mehr als ein guter Wunsch: Segen ist der Zuspruch des Beistandes Gottes. Segen ist deshalb keine selbstständige Macht, sondern ein Wirken Gottes. Damit entzieht sich der Segen gleichzeitig jeglicher menschlichen Verfügung. Wenn Menschen sich selbst oder einander gegenseitig Segensworte zusprechen, dann tun sie das im Vertrauen auf die Segensverheißungen und -zusagen Gottes, die seit ältester Zeit in der Bibel überliefert sind.

Gott verspricht: Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein. (1. Mose 12,2)

Segensworte:
So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. (4. Mose 6,24-26)

Der Herr behüte deinen Ausgang und Eingang von nun an bis in Ewigkeit. (Psalm 121,8)

Gott sei vor dir, um dir den rechten Weg zu zeigen.
Gott sei neben dir, um dich in die Arme zu schließen und dich zu schützen.
Gott sei hinter dir, um dich zu bewahren vor der Heimtücke böser Menschen.
Gott sei unter dir, um dich aufzufangen, wenn du fällst.
Gott sei in dir, um dich zu trösten, wenn du traurig bist.
Gott sei um dich herum, um dich zu verteidigen, wenn andere über dich herfallen.
Gott sei über dir, um dich zu segnen.
So segne dich der gütige Gott.
(Altkirchlicher Segen, 4. Jahrhundert)

Möge dein Weg dir freundlich entgegenkommen,
möge der Wind dir den Rücken stärken.
Möge die Sonne dein Gesicht erhellen
und der Regen um dich her die Felder tränken.
Und bis wir beide, du und ich, uns wiedersehen,
möge Gott dich schützend in seiner Hand halten.
Amen.
(Irischer Reisesegen)

Der Herr
voller Liebe wie eine Mutter und gut wie ein Vater
Er segne dich
er lasse dein Leben gedeihen, er lasse deine Hoffnung erblühen, er lasse deine Früchte reifen.
Der Herr behüte dich
er umarme dich in deiner Angst, er stelle sich vor dich
in deiner Not.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir
wie ein zärtlicher Blick erwärmt, so überwinde er bei dir, was erstarrt ist.
Er sei dir gnädig
wenn Schuld dich drückt, dann lasse er dich aufatmen und mache dich frei.
Der Herr erhebe sein Angesicht über dich
er sehe dein Leid, er tröste und heile dich.
Er gebe dir Frieden
das Wohl des Leibes, das Heil deiner Seele, die Zukunft deinen Kindern.
(Georg Kugler)

Die Bibel: das Buch der Bücher

Viele Bücher in einem Buch – Die Bibel ist das Buch, das alle Christen der Welt seit Jahrhunderten miteinander verbindet. Es erzählt von Begegnungen verschiedener Menschen mit Gott. Weil die Bibel aus 66 einzelnen Büchern zusammengesetzt ist, ist sie eigentlich eine Bibliothek, wie ihr aus dem Griechischen stammender Name biblia auch zum Ausdruck bringt.

Grundsätzlich gliedert sie sich in zwei Hauptteile. Der größere erste Teil wird von Christen als das »Alte Testament« bezeichnet. Genauer wäre aufgrund der Abfassungssprache der Begriff »Hebräische Bibel«. Dieser Teil verbindet Christen und Juden bis heute.

Erzählt wird nach der Schöpfungs- und Flutgeschichte von Abraham, Isaak und Jakob. Sie sind die Erzväter des Volkes Israel. Es wird weiter berichtet, wie Mose im Auftrag Gottes das Volk Israel aus der Sklaverei in Ägypten durch die Wüste ins verheißene Land geführt hat. Das anschließende Auf und Ab der Geschichte des Volkes wird vor allem bestimmt durch die auftretenden Richter, Könige und Propheten. Auch nach der totalen Zerstörung der Hauptstadt Jerusalem im 6. Jahrhundert durch die Babylonier bricht der Erzählfaden nicht ab. Gott hält seinem Volk die Treue und führt dessen Geschichte selbst in schwierigen Zeiten weiter. Die ganze Breite des Lebens taucht in den 39 Einzelbüchern des Alten Testaments auf. Von den letzten Taten der Verzweiflung wie Mord und Selbsttötung bis hin zu den Liebesgedichten des Hohen Liedes gibt es nur weniges, auf das der geduldige Leser im Alten Testament nicht stößt. Besondere Bedeutung kommt im Alten Testament freilich den Psalmen zu. Mit ihnen hat das Volk Gott gelobt und zugleich vor ihm geklagt. Sie sind das Gebetbuch sowohl der Juden als auch der christlichen Kirche.

Der zweite Hauptteil der Bibel, in griechischer Sprache geschrieben, ist das »Neue Testament«. Dort erzählen zunächst vier Bücher, die Evangelien, auf je eigene Weise, vom Leben und Sterben von Jesus von Nazareth. Ihnen ist die Überzeugung gemein, dass mit Jesus Gott selbst auf den Weltenplan getreten ist, ja, dass sich mit dem Leben und Sterben Jesu Weltentscheidendes ereignet hat. Und weil sie den Glauben haben, dass die Geschichte Jesu Christi mit seinem Tod am Kreuz nicht zu  Ende ist, schreibt einer von ihnen noch ein zweites Buch. In der Apostelgeschichte schließt Lukas Berichte über die ersten Christen und ihre Gemeinden an. Ein dritter Teil des Neuen Testaments enthält dann Briefe, vor allem von dem Missionar und Apostel Paulus, die uns Anteil geben an dem Leben der ersten Gemeinden.

Ursprünglich war die Bibel in den Sprachen der Zeit und der Völker geschrieben: Hebräisch und Griechisch. In der Kirche des Abendlandes wurde dann bis ins Mittelalter mit lateinischen Übersetzungen gearbeitet. Den Durchbruch für Übersetzungen in der jeweiligen Landessprache zu Beginn der Neuzeit schaffte Martin Luther mit seiner Bahn brechenden deutschen Übersetzung des Neuen Testaments 1522.

Das Gesangbuch der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

Das Gesangbuch hilft, den Glauben zu feiern, allein und in der Gemeinschaft. Die württembergische Ausgabe des Gesangbuchs bietet nicht nur Lieder, sondern auch Gebete, kurze Texte und Bilder. Außerdem sind in ihm wichtige Bekenntnistexte aus der Reformationszeit und aus dem 20. Jahrhundert abgedruckt.

Von Anfang an war die Christenheit eine singende Gemeinde. Zu allen Zeiten und in allen Sprachen sind Lieder und Gesänge entstanden. Diese Lieder wurden in Gesangbüchern gesammelt. Das in Württemberg seit 1996 benutzte Gesangbuch gehört in die lange Reihe von Gesangbüchern, die in Württemberg verwendet wurden. Es wurde 2007 in die neue deutsche Rechtschreibung übertragen.

Das Gesangbuch enthält Geschichte und Tradition der württembergischen Kirche. Es ist aber auch ein neuer Schritt in der ökumenischen Verbundenheit aller Kirchen, weil es wie kein anderes Gesangbuch davor Lieder aus der Ökumene bietet. Es ist unerlässlich für das gemeinsame Singen im Gottesdienst und für die Arbeit von Kirchen- und Posaunenchören und anderer Gruppen. Zugleich will das Gesangbuch aber auch ein Hausbuch sein, das in Familien und Lebensgemeinschaften die Möglichkeit schafft, miteinander zu singen und Andachten zu feiern. Nicht zuletzt eine Anzahl ausgewählter Psalmen, Gebete und anderer Texte steht dafür, wie auch für den individuellen Gebrauch zur Verfügung.

Das Gesangbuch: Als Buch, in digitaler Form, Begleitbücher und Musik-CDs

Das Gesangbuch in verschiedenen Ausgaben sowie Orgelbegleitbücher und Fachbücher erhalten Sie beim Gesangbuchverlag Stuttgart. Auf den CDs »Klingendes Gesangbuch« sind die wichtigsten Lieder in instrumentierter Fassung zum Mitsingen vertont.

Die CD-ROM »Evangelisches Gesangbuch der EKD« mit Stammteil und allen Regionalteilen für Deutschland und Österreich bietet verschiedene Möglichkeiten der Textgestaltung für Notenblätter etc.

Im Shop des Evangelischen Medienhauses können Sie Gesangbücher und allerlei Zusatzmaterial bestellen.

Auch Informationen über den Gesangbuchverlag Stuttgart finden Sie beim Evangelischen Medienhaus.