Das Kirchenjahr

Das Kirchenjahr feiert die Eckdaten des christlichen Glaubens. Was für den Glauben zentral ist, findet im Kirchenjahr seinen Niederschlag.

Ob es nun Weihnachten ist, wo daran erinnert wird, dass Gott das Dunkel menschlichen Lebens erhellt, oder Ostern, der Triumph der Auferstehung über den Tod: Wer das Kirchenjahr mitfeiert, lernt das Wesentliche des christlichen Glaubens kennen.

Aber wer sich auf das Kirchenjahr einlässt, der erfährt noch mehr: So wie sich die Situationen des wahren Lebens mit ihren Höhen und Tiefen abwechseln, so wechseln auch die Feste des Kirchenjahrs: Karfreitag hat mit dem Dunkel von Leiden und Trauer zu tun und wird noch nicht vom Licht des Ostermorgens erhellt. An Ostern aber hat dann auch wirklich der Triumph des auferstandenen Lebens seinen Platz.

So holt das Kirchenjahr unseren Alltag aus seiner Eintönigkeit heraus, hilft uns aber in Wahrheit, die Vielgestaltigkeit unseres eigenen Lebens wahrzunehmen.

Warten auf die Ankunft Gottes auf Erden

In der Zeit vor Weihnachten begeht die Christenheit den Advent. Die vier Adventssonntage geben dieser Festzeit ihren Rahmen. Seit rund 1.600 Jahren wird Advent gefeiert.

Der Begriff stammt von dem lateinischen Wort »adventus« und bedeutet übersetzt »Ankunft«. In der Adventszeit warten die Christen auf die Ankunft Gottes auf Erden.

Weihnachten bringt diese Ankunft. Mit der Geburt des Kindes Jesus kommt Gott in unsere Welt. Die biblischen Erzählungen vom Stall in Bethlehem, von Maria und Josef, Ochs und Esel, den Engeln, den Hirten und den Heiligen drei Königen, beschreiben auf wundervolle Weise diese Menschwerdung Gottes.

Die Adventszeit soll eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Gottes sein. Daher ist der Advent als eine Zeit der Besinnung und der Umkehr gedacht. Jeder Mensch soll prüfen, was er im Blick auf das Kommen Gottes, in seinem Leben verändern und besser machen könnte.

Vielen Menschen gilt der Advent als eine der schönsten Zeiten des Jahres.  Die Vorbereitung auf Weihnachten, das Schmücken des Hauses, das Backen von Weihnachtsgebäck, besinnliche Stunden in der Familie, Weihnachtsmärkte, Adventsfeiern und Gemeindefeste geben dieser Zeit ihr ganz besonderes Gepräge.

Viele Menschen feiern den Advent mit einem Adventskranz aus Tannenzweigen. Der Kranz wird festlich geschmückt und trägt vier Kerzen. Zu jedem Adventssonntag wird eine weitere Kerze angezündet. Den ersten Adventskranz in Deutschland hat Johann Hinrich Wichern im Jahr 1839 aufgestellt. Er sollte die Ungeduld seiner Waisenkinder im so genannten »Rauhen Haus« auf Weihnachten zügeln. Auf einem Holzreifen wurden damals 23 Kerzen angebracht und täglich weiter angezündet. Vier große, weiße Kerzen symbolisierten die Sonntage bis Weihnachten.Der Advent hat auch eine besondere Bedeutung für das Kirchenjahr. Mit dem Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Eine Woche nach dem Sonntag, an dem der Verstorbenen gedacht wurde, beginnt symbolisch mit dem Advent das neue Leben. Der Tod ist nicht das Ende, Gottes Kommen in die Welt hat den Tod besiegt. Im Advent warten wir deshalb nicht nur auf das Kind in der Krippe, sondern auch auf den wiederkommenden Christus, den Erlöser und Schenker ewigen Lebens.

Christian Tsalos

Die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukas-Evangelium (2,1–20)

»Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine Stadt.

Da machte sich auf auch Josef aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem vertrauten Weibe; die war schwanger. Und als sie dort waren, kam die Zeit, dass sie gebären sollte.

Und sie gebar ihren ersten Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe; denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.

Und es waren Hirten in derselben Gegend auf dem Felde bei den Hürden, die hüteten des Nachts ihre Herde. Und der Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Klarheit des Herrn leuchtete um sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.

Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Und als die Engel von ihnen gen Himmel fuhren, sprachen die Hirten untereinander: Lasst uns nun gehen nach Bethlehem und die Geschichte sehen, die da geschehen ist, die uns der Herr kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen.

Als sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, das zu ihnen von diesem Kinde gesagt war. Und alle, vor die es kam, wunderten sich über das, was ihnen die Hirten gesagt hatten. Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen. Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.«

Karfreitag und Ostern: Mittelpunkt des christlichen Glaubens

Mit Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern kommt das Kirchenjahr zu einem entscheidenden Höhepunkt. Nachdem an Weihnachten die Geburt Jesu gefeiert worden ist, erinnern die Christen in aller Welt nun an sein Leiden, seinen Tod und seine Auferstehung. In der Osterfeier mit der vorangehenden Karwoche ist der Ursprung des späteren Kirchenjahrs zu finden.

Die Terminierung der Feiertage lässt sich – anders als das Datum des Weihnachtsfestes – an der biblischen Überlieferung festmachen. So wurde Jesus nach den Berichten der Evangelien während des jüdischen Passafestes gekreuzigt. Dieses Fest aber hat nach dem jüdischen Mondjahrkalender seinen Platz zum Zeitpunkt des ersten Frühlingsvollmonds. Infolge dessen wird das christliche Osterfest im gregorianischen Sonnenjahrkalender variierend an dem Sonntag gefeiert, der auf den ersten Vollmond nach dem kalendarischen Frühlingsbeginn folgt. Dementsprechend wird Ostern frühestens am 22. März, spätestens am 25. April gefeiert.

Der Inhalt der Feiertage bezieht sich auf die Überlieferung der ersten drei Evangelien im Neuen Testament.

Pfingsten: Der Geist Gottes bringt in Bewegung

»Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen zerteilt, wie von Feuer. Und er setzte sich auf einen jeden von ihnen. Und sie wurden erfüllt von dem heiligen Geist und fingen an, zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.« (Apostelgeschichte 2,1–4)

 

So lauten die Worte in der Bibel, die von dem erzählen, was die Freunde Jesu einige Wochen nach Karfreitag und Ostern am »Pfingsttag« erfahren haben.

 

Umfragen heutzutage zeigen aber, dass nur noch wenige Menschen diese Erzählung mit dem Pfingstfest in Verbindung bringen. Das mag vor allem daran liegen, dass diese Geschichte sagenhafte Züge trägt.

Das Pfingstfest der christlichen Kirchen geht terminlich zurück auf ein schon existierendes jüdisches Fest, das Wochenfest. Dabei handelte es sich um ein sieben Wochen bzw. fünfzig Tage nach Passah gefeiertes Erntefest, an dem man Gott für die ersten Feldfrüchte Dank sagte. Es hatte unter den griechisch sprechenden Juden den Namen pentekoste (»der fünfzigste [Tag]«) erhalten. Durch die Pfingsterzählung aus dem Neuen Testament wurde pentekoste dann ein christliches Fest. Über die althochdeutsche Bezeichnung fimfchustin (fünfzig) leitet sich der heutige Name Pfingsten her.

In den ersten Jahrhunderten der Kirche ist mit pentekoste (Pfingsten) ein auf Ostern folgender 50tägiger Zeitabschnitt gemeint, der festlich gefeiert wurde. Im 4. Jh. n. Chr. wird Pfingsten dann ein eigenständiges Fest des Heiligen Geistes, das - gleichrangig neben Weihnachten und Ostern – immer am siebten Sonntag nach dem Auferstehungsfest begangen wird. Weil aber der Ostertermin variabel ist und immer auf den dem ersten Frühlingsvollmond folgenden Sonntag fällt, variiert auch der Termin des Pfingstfestes von Jahr zu Jahr.

Pfingsten ist oft als Geburtstag der Kirche bezeichnet worden. Und genau das ist auch der Sinn der Erzählung: Die Kirche lebt nicht aus eigener Kraft. Die Anwesenheit Gottes macht sie fähig, ihren Auftrag zu erfüllen. Dabei kann es durchaus stürmisch zugehen wie in der Erzählung geschehen. Die Gegenwart Gottes wirbelt manche fest gefügten Strukturen durcheinander.
Das Zeichen des Feuers erinnert an Läuterung und Verwandlung. Und die spontane Fähigkeit in anderen Sprachen zu sprechen, verheißt die Begabung, über normale Grenzen und Hemmnisse hinweg mit anderen Menschen in Kontakt zu treten.

Pfingsten meint, Gott sprengt die engen Grenzen, die wir unserem Leben oftmals gesetzt haben und führt es in die Weite. Das kann auch heute noch geschehen, wenn wir bereit sind, uns als Teil der Kirche zu verstehen, deren Auftrag es ist, zu reden und zu handeln als Nachfolger von Jesus Christus.

Die liturgische Farbe Rot am Pfingstfest steht für das Feuer des heiligen Geistes aus der biblischen Erzählung.

Epiphanias – Erscheinungsfest (Kol. 1,24–27)

Warum wir das Erscheinungsfest feiern und wie es mit den "Heiligen drei Königen" zusammen hängt, beschreibt Kirchenrat Frank Zeeb.

Das Fest, das wir am 6. Januar feiern, hat verschiedene Namen. Zum einen heißt es Erscheinungsfest, lateinisch "Epiphanias", zum anderen ist es das "Fest der Heiligen Drei Könige". Allerdings geht dieser Ausdruck auf die Volksfrömmigkeit zurück. Das griechische Wort für die drei Menschen, die sich aus dem Morgenland aufmachten, heißt "Magoi", die "Weisen". Es waren wohl Sterndeuter – ein damals in Babylonien sehr angesehener Stand: Die Babylonier glaubten, dass man aus dem Lauf der Sterne die Zukunft ablesen kann und entwickelten daher eine sehr genaue und wissenschaftlich respektable Astronomie. Eine der Deutungen des "Sterns von Bethlehem" lautet ja, dass mehrere Planeten am Himmel sehr eng zusammenstanden, was nach den Regeln der babylonischen Astrologie durchaus heißen könnte "König – Judäa – Westen".

Nun steht in der Bibel nirgendwo, wann die drei "Weisen" genau nach Bethlehem kamen. Es legte sich daher nahe, dieses Fest auf den 12. Tag nach dem Christfest am 25. Dezember zu legen – denn 12 ist für die Bibel eine heilige Zahl. Damit brachte man gleichzeitig den Christuskalender und den bürgerlichen Kalender in Einklang. Für die Heidenchristen hatte dies zudem den Vorteil, dass heidnische Festtage nun zu christlichen Festtagen wurden: Der 25. Dezember war bei den Römern dem Sonnengott geweiht, der 1. Januar (7. Tag nach dem Christfest: Beschneidung Jesu) war der Jahresbeginn und am 6. Januar feierte man auch in Ägypten die Geburt des Sonnengottes. Vor diesem Hintergrund ist eigentlich klar, weshalb "Licht" das Symbol des Erscheinungsfestes ist und sowohl der Wochenspruch als auch das Wochenlied sich diesem Thema widmen.

Unser Predigtext weist anders auf die "Erscheinung der Herrlichkeit" hin. Der Briefschreiber hat einen guten Grund dafür, in seinem Brief an die Gemeinde in Kolossä den Stern auf keinen Fall zu erwähnen. Diese Gemeinde hatte nämlich eine gewisse Neigung zu besonderen – wir würden heute vielleicht sagen esoterischen – Ansichten. Sie hatten sich ein System zusammengebastelt, in dem Sterne, kosmische Mächte und Gewalten eine Rolle spielten. Zwar gingen sie davon aus, dass Christus der Herr dieser Mächte ist, aber viele Menschen hatten auch hohen Respekt und richtige Angst vor den kosmischen Kräften. Der Autor des Briefes nimmt diese Wertschätzung eines kosmischen Geheimnisses in Kolossä ernst, deutet sie aber völlig anders: Das Geheimnis, das seit Urzeiten verborgen ist, ist nicht durch das Befragen und Erforschen der Gestirne zu lösen. Es ist offenbar, weil Christus zu uns gekommen ist. Dieses Geheimnis ist auch deshalb etwas ganz Besonderes, weil seine Herrlichkeit sich nicht durch großartige Ereignisse am Himmel und auf Erden erweist, sondern im Leiden.

Der 6. Januar ist zudem traditionell ein Tag, der mit der Mission zu tun hat. Die drei Weisen waren ja die ersten Nichtjuden, die zum Glauben an Jesus kamen.

Christi Himmelfahrt: der Abschluss der Ostererzählung

»Nach seinem Leiden und Sterben hatte Jesus sich den Aposteln wiederholt gezeigt und ihnen die Gewissheit gegeben, dass er lebte. Während vierzig Tagen kam er damals zu ihnen und sprach mit ihnen darüber, wie Gott seine Herrschaft aufrichten und sein Werk vollenden werde.«

So erzählt der Anfang der biblischen Apostelgeschichte von der Zeit nach Ostern. Mehrmals hatten die Jünger Jesu Erscheinungen des Auferstanden in verklärter Gestalt gehabt.

Davon reden ausführlicher die Schlusskapitel der Evangelien. Die Jünger haben diese Erscheinungsbegegnungen als Erweis der Auferstehung des Jesus von Nazareth von den Toten verstanden. Sie gewannen so die Überzeugung, dass Jesus zu dem Gott, den er als seinen Vater bezeichnet hatte, erhöht worden ist.

Das Ende dieser Begegnungen erzählt die Apostelgeschichte wie folgt: „Jesus sprach zu ihnen: »Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bin an das Ende der Welt.« Während er das sagte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben. Eine Wolke nahm ihn auf, sodass sie ihn nicht mehr sehen konnten. Als sie noch wie gebannt nach oben starrten und hinter ihm hersahen, standen plötzlich zwei weiß gekleidete Männer neben ihnen. »Ihr Galiläer«, sagten sie, »warum steht ihr hier und schaut nach oben? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird auf dieselbe Weise wiederkommen, wie ihr ihn habt weggehen sehen!«

So ist die Erzählung von der Himmelfahrt Jesu Christi verbunden mit dem Hinweis auf das Kommen des Heiligen Geistes. Damit wird das Pfingstfest einige Tage später zur Fortsetzung der Himmelfahrtsgeschichte. Fazit: Der göttliche Christus geht, damit er im göttlichen Geist überall bei seinen Jüngerinnen und Jüngern sein kann.

Aus dem Wissen um den Zusammenhang zwischen der Himmelfahrt Christi und der Geistsendung wurde in den ersten Jahrhunderten der Himmelfahrt Christi nur an Pfingsten gedacht. Erst seit dem 4. Jahrhundert feiert die Kirche das Himmelfahrtsfest eigenständig, nämlich vierzig Tage nach dem Auferstehungsfest, das heißt am Donnerstag nach dem fünften Sonntag nach Ostern.

Trinitatis – Dreieinigkeit

Für den Glaskünstler Wolf-Dieter Kohler war »Drei-Einig-Keit« ein spannendes Wort, das er in der Stuttgarter Leonhardskirche ins »Bild« gesetzt hat. Rundfunkpfarrer Wolf-Dieter Steinmann erklärt:

Kohler zeigt Gott in drei »Personen«, die in enger Beziehung stehen:

Die erste: Jesus, deutlich sichtbar sind die Spuren seiner Kreuzigung, aber er ist trotzdem lebendig.

Die zweite: Gottes Leben schaffende Kraft (der Heilige Geist, klassisch dargestellt als Taube) schwebt über ihm und von ihm strömt neues Leben in Jesus ein.

Als dritte »Person« bringt Kohler Hände ins Bild: Wie ein Vater (oder eine Mutter) trägt Gott den grausam gestorbenen Jesus liebevoll auf Händen.

Und was haben wir Menschen von der lebendigen Beziehung dieser drei? »Gott ist quicklebendig«, sagt das Bild: Und so begegnet er uns Menschen auch im Leben, nicht ein- sondern vielfältig.

  • Der Schöpfer aller Dinge hat auch mir das Leben geschenkt.
  • Wie Jesus begleitet er uns durchs Leben. Er fordert uns heraus – wie seine Töchter und Söhne zu leben – auf Jesu Spuren.
  • Er schenkt die Phantasie, Kreativität und Energie seines Geistes, die uns inspiriert, die Welt nicht zum Teufel gehen zu lassen.

Und wenn wir einmal nicht mehr sind, dann sind die Hände Gottes immer noch für uns da.

Erntedankfest am Sonntag nach Michaelis

»Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn« – Wer sich der christlichen Gewissheit öffnen mag, dass er vieles in seinem Leben nicht sich selbst zu verdanken hat, der kann auch danke sagen.

Äpfel und Birnen, Kürbisse und Kartoffeln, Brot und Getreide - das und vieles mehr liegt am Erntedanksonntag um und auf dem Altar. Teile der Jahresernte werden hier symbolisch vor Gott gebracht. So soll deutlich werden, dass wir den Ertrag unserer Arbeit und auch den Erfolg unseres Lebens zu großen Teilen nicht uns selbst zu verdanken haben. Wir können zwar säen und ernten, rackern und arbeiten. Aber fürs Wachstum der Früchte und das Gelingen unserer Vorhaben bleiben wir auf Kräfte und Rahmenbedingungen angewiesen, die wir nicht machen können.

Große Teile der weltweiten Christenheit feiern das Erntedankfest. Aber in unserer Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft scheint für viele Menschen das Fest mit seinem landwirtschaftlichen Hintergrund weit weg zu sein. Gemüse und Milch beziehen die meisten nicht direkt von Feld und Stall, sondern künstlich abgepackt aus stets gut gefüllten Supermarktregalen. Wer aber den Kontakt zur Landwirtschaft noch hat, der weiß, dass Acker und Vieh nicht selbstverständlich das hergeben, was wir zum Leben brauchen. Wer den Kontakt zur Natur noch hält, der spürt auch, dass wir nicht beliebig eingreifen dürfen in die genetisch festgelegten Gesetze der Weitergabe des Lebens. Gelebte Spiritualität und der Ruf nach gentechnisch "optimierten" Lebensmitteln passen nicht zusammen.

Aber auch über die Lebensmittel hinaus kann das Erntedankfest neu zum Nachdenken anregen. Auf unser ganzes Menschsein bezogen kann mit dem Apostel Paulus gefragt werden: „Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen?“

Erntefeste existierten schon in der Antike. Das Judentum feierte das Wochenfest an Pfingsten und das Laubhüttenfest im Herbst. Auch in vorchristlich-römischen Bräuchen sind Erntefeste belegt.

In der christlichen Kirche werden sie seit dem 3. Jahrhundert gefeiert. Aber lange Zeit gab es keinen einheitlichen Festtermin, und das hing mit den unterschiedlichen Erntezeitpunkten in unterschiedlichen Klimaregionen zusammen.

Dementsprechend gab es nach der Reformation auch in den evangelischen Kirchen Entedankfeiern zu verschiedenen Terminen. Als fester Zeitpunkt bildete sich aber bald der Michaelistag (29. September) oder einer der benachbarten Sonntage heraus. 1773 wurde das Entedankfest in Preußen offiziell eingeführt und sein Termin auf den Sonntag nach Michaelis festlegt.

Bis heute begeht die Evangelische Kirche in Deutschland an diesem Sonntag das Erntedankfest, wenn auch einzelne Gemeinden um eine Woche nach vorne oder nach hinten abweichen. Katholische Gemeinden feiern in Deutschland zumeist am ersten Sonntag im Oktober.

Ganz anders sieht es in den USA aus: Hier hat sich seit dem 19. Jahrhundert der letzte Donnerstag im November als nationaler Feiertag herausgebildet: Thanksgiving.

Stefan Wittig

Reformationstag

Luthers Thesenanschlag führte zur Spaltung der abendländischen Christenheit: Der Reformationstag erinnert an das Ereignis, das die Reformation ausgelöst hat: im Jahr 1517 schlug Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche in Wittenberg (heute in Sachsen-Anhalt).

Buß- und Bettag

1995 als Feiertag abgeschafft, ist der Buß- und Bettag »nur« noch ein Tag, an dem evangelische Christen in den Gottesdienst gehen.

»Wo Menschen bereit sind, abzugeben, da haben alle, was sie brauchen. Und wo man um Verzeihung bittet, da kann heilen, was verletzt und zerrüttet war. Menschen können umkehren. Der Buß- und Bettag erinnert in jedem Jahr daran.« (Rundfunkpfarrerin Lucie Panzer)

Ewigkeitssonntag am letzten Sonntag im Kirchenjahr

Der letzte Sonntag im Kirchenjahr ist ein Tag der Trauer, der Erinnerung, Mahnung und der Hoffnung. In seiner Bezeichnung als »Totensonntag« oder »Ewigkeitssonntag« bietet er Hinterbliebenen die Möglichkeit der gemeinsamen wie privaten Trauer und der Erinnerung.

In vielen Gemeinden wird im Gottesdienst der Gemeindemitglieder gedacht, die im Laufe eines Kirchenjahres verstorben sind. Ihre Namen werden im Gottesdienst verlesen und sie werden in die Fürbitte eingeschlossen. Auf Friedhöfen und in Friedhofskapellen werden an diesem Sonntag spezielle Gottesdienste zum Totengedenken gefeiert. Der Zuspruch der Auferstehungshoffnung ist tröstender Inhalt dieser Feiern. Viele Hinterbliebene suchen am Totensonntag die Gräber ihrer Verstorbenen auf.

Gleichzeitig ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr eine Mahnung an die Lebenden, sich die Begrenztheit des eigenen Lebens zu vergegenwärtigen. Ein kalendarisches Zeichen der Hoffnung trägt der Ewigkeitssonntag in seiner Stellung vor dem 1. Advent. Mit dem 1. Advent beginnt das Kirchenjahr neu. Ein Zeichen dafür, dass der Tod nicht das Ende ist. Gott schenkt neues Leben. Christus hat den Tod besiegt. Im Advent wartet die Christenheit auf sein Kommen.

Christian Tsalos