Auf Blumhardts Spuren

Auf dem Blumhardt-Friedhof in Bad Boll

Die drei ökumenischen Akademien – Montagsakademie Altensteig, Nachmittagsakademie Calw und das Ökumenische Forum Neuenbürg – führten gemeinsam eine Exkursion ins Albvorland nach Bad Boll und Beuren durch. Der Vormittag stand dabei ganz im Zeichen der Blumhardts. Der langjährige Studienleiter an der Ev. Akademie Bad Boll, Albrecht Esche, führte die 40 Nordschwarzwälder an markante Orte des Wirkens der beiden evangelischen Pfarrer. Esche verstand es die Faszination des charismatischen Geistlichen Johann Christoph Blumhardt lebhaft zu vermitteln.

Das Kurhaus in Bad Boll

Konfrontiert mit dem Leiden der Gottliebin Dittus in Möttlingen, begleitete er diese über 1 ½ Jahre intensiv. „Blumhardt hatte eine Mission: Jesus ist Sieger! Zudem hatte er eine Vision: Jesus Christus ist im Kommen!“ erklärte Esche und weiter „Er bestach durch eine klare Geisteshaltung, von der wir nur lernen können.“ Damit war der Pfarrer mit seiner Verkündigung relevant für die Menschen seiner Zeit, die in Scharen landesweit zu ihm nach Möttlingen pilgerten. Esche wurde in seinem Vortrag nachdenklich und fragte: „Wo haben unsere Kirchen heute eine klare Mission und Vision?“

1852 zog Blumhardt nach Bad Boll, wo er von König Wilhelm das dortige Kurhaus zum Kauf angeboten bekam. Esche machte deutlich, dass die Heilungspraxis Blumhardts, die er im Kurhaus in Boll weiterführte und intensivierte, keine Heilung von außen war. Vielmehr habe er die Menschen auf sie selbst zurückgeworfen in dem er sie zu Besinnung und Gebet aufforderte. Dies habe bei den Menschen Selbstheilungskräfte aktiviert und inneren Frieden geschenkt. So konnte er Menschen, die ihm ihr Leid klagten und von ihm Hilfe erbaten wegschicken und sagen: „Erzähl deine Sorgen dem Heiland, der hilft dir.“ Auch das gemeinsame Singen in der Kurhausgemeinschaft zählte zur Blumhardtschen Therapie. Die Initialen „W“ und „P“ auf der Kurhausfassade, die ursprünglich auf den württembergischen König Wilhelm und dessen dritte Frau Pauline verwiesen, wurden zum Markenzeichen der Geisteshaltung Blumhardts. Ein Freund des Pfarrers umschrieb das Wirken Blumhardts mit den Worten „warten und pressieren“. „Im Warten und Pressieren auf das Reich Gottes lag seine Ausstrahlung und Wirksamkeit“ wusste Esche zu präzisieren.

Als sein Nachfolger hat Johann Christoph seinen mittleren Sohn Christoph auserkoren. Dieser wuchs nach dem für ihn harten Theologiestudium in die großen Fußstapfen seines Vaters langsam hinein und weitete schließlich dessen Verständnis vom Reich Gottes mit der Überzeugung, dass die Gegenwart Gottes aus dem Herzen heraus hinein in die Gemeinschaft kommen müsse. So wurde Christoph Blumhardt schließlich zum Politiker der Sozialdemokratie, was zu Unverständnis der damaligen Kirchenleitung führte. Bei den Menschen fand er jedoch große Zustimmung und zog als einer von nur vier SPD-Abgeordneten in den Landtag ein.

Mit dem Tode Christoph Blumhardts 1919 endete die Blumhardtsche Arbeit in Bad Boll. Die Herrenhuter Brüdergemeinde wurde von der Familie ausersehen das Erbe fortzuführen, was sie auch einige Jahre taten. Heute ist das Kurhaus im Besitz einer Privatklinik.

Am Nachmittag stand für die Ausflügler eine Führung im Freilichtmuseum in Beuren unter dem Blickwinkel „Schwäbischer Haus- und Bewohnergeschichten“ auf dem Programm.

Die Evangelische Erwachsenenbildung erinnert mit zwei Vorträgen anlässlich des 100. Todestages Christoph Blumhardts an dessen Leben und Wirken.

Am 31. Juli ist um 19.30 Uhr der Blumhardtkenner Albrecht Esche zu Gast im Haus der Kirche in Calw und referiert unter dem Titel „Zwischen Pietismus und Sozialismus“. Direkt am Todestag am 2. August würdigt Prof. Dr. Rainer Prewo Blumhardt mit seinem Vortrag „… seid Kämpfer in der Zeit – Christoph Blumhardt, Gottesmann und Politiker“. Beide Vorträge finden jeweils um 19.30 Uhr im Haus der Kirche (Badstr. 27) in Calw statt.

Weitere Infos gibt es bei der Evang. Erwachsenenbildung unter 07051 12656 oder unter www.eb-schwarzwald.de.