Neue Taufpraxis: »Zum ersten Mal seit der Reformation«

Tauffestgottesdienst in Nagold mit Taufen durch Untertauchen:
Das dreizehnte Tauffest der Ev. Kirchengemeinde Nagold wird in ganz besonderer Erinnerung bleiben. Denn erstmals wurden in diesem Rahmen zwei junge Erwachsene durch Untertauchen nach der neuen landeskirchlichen Taufordnung getauft.
Am Samstag, 1. Juni um 14 Uhr versammelt sich eine bunte Menge Gottesdienstfeiernde in der »Wachsenden Kirche«, dem grünen Gotteshaus in Nagold. Seit der Landesgartenschau 2012 finden dort in regelmäßigen Abständen samstags Tauffestgottesdienste statt.

Dieses Mal waren es sieben Täuflinge: Vier ganz kleine Kinder, eine Viertklässlerin. Und dann die beiden 21 und 20 Jahre alten jungen Erwachsenen. Sie haben sich zur Taufe angemeldet und haben sich für eine Taufe durch Untertauchen entschieden.

Dies ist seit 1.1.2019 in der Ev. Landeskirche in Württemberg ganz regulär möglich, ohne Sondergenehmigung. Und die Evangelische Kirchengemeinde Nagold hat auf diese neue Regel direkt reagiert. Ein Platz an der Waldach, direkt bei der Wachsenden Kirche, wurde als Taufplatz im fließenden Gewässer festgelegt. Dann brauchte es noch die Genehmigung des Oberkirchenrates in Stuttgart für diesen Taufort, die gerne und direkt erteilt wurde. Somit stand einer Taufe durch Untertauchen nichts mehr im Wege.
»Ich freue mich sehr, dass meine Landeskirche diese Möglichkeit als Regelmöglichkeit für Heranwachsende und Erwachsene eröffnet hat. Es ist eine sehr schöne Möglichkeit, Glauben und Kirche spürbar und erlebbar zu zeigen«, zeigte sich Dekan Ralf Albrecht begeistert. Die beiden Jungs hatten den Wunsch nach Taufe durch Untertauchen – und schätzen es sehr, dass die Kirche dies nun ganz ordentlich anbietet.
Mitgestaltet wurde der Festgottesdienst durch den Posaunenchor. Die beiden leitenden Pfarrer, Dekan Ralf Albrecht und Pfarrer Detlev Börries, tauften zunächst in der Wachsenden Kirche die zur Taufe gebrachten Kinder. Und dann ging es gemeinsam in einer kleinen Prozession die dreißig Meter hinunter zur Waldach. Bis zu den Hüften stieg Dekan Albrecht mit den Täuflingen ins Wasser. Der besondere Moment war eigentlich ganz schnell vorbei, doch das Erlebnis des Untertauchens prägte sich tief ein. Schon direkt nach dem Gottesdienst sprach die nächste Familie den Dekan an und fragte, wann es wieder so eine Taufe geben wird – eine weitere Bewerberin gibt es also bereits.
So schreibt Nagold ein ganz kleines Stück Kirchengeschichte! Denn Kirchenrat Dr. Frank Zeeb aus dem theologischen Dezernat der Landeskirche teilte mit: »Damit sind das – wenn ich recht sehe – die ersten Immersionstaufen seit der Reformation, die in einer Landeskirche nach Ordnung und Agende ohne Sondergenehmigung ganz regulär gefeiert werden.«
Es werden nicht die letzten bleiben ...